Tremonia Fechtschule 2024

Dortmund ruft zum elften Mal, wirst Du antworten?

Als Instruktor:innen mit dabei sein werden dieses Jahr auf jeden Fall alte und neue Freunde von Clubs aus Dänemark, Deutschland, Finnland, Großbritannien und Lettland. Sie bieten unser gewohnt buntes Programm, mit dem wir ein breites Spektrum unseres schönen Sports abdecken.

Dazu noch Turniere, Sparring und die Gelegenheit zum Socialising am Lagerfeuer, alles vor der schönen Kulisse unserer Burg (in der es sogar Schlafplätze zu ergattern gibt gab, wenn man sich beeilt hat).

Und natürlich: Endlich normale Leute … Wir sehen uns auf der Hüpfburg!

Nachdem wir den Preis über viele Jahre halten konnten, sehen wir uns dieses Jahr aufgrund von steigenden Miet- und Energiekosten leider gezwungen, die Teilnahmegebühr um 10€ erhöhen. Alle weiteren Preiskonditionen bleiben davon unberührt.

Zeit und Ort

Die Fechtschule beginnt am Freitag, dem 6. September, um 17 Uhr und endet gegen 16 Uhr am Sonntag, dem 8. September 2024.

Die Location

Bei Burg Husen handelt es sich um den Wohnturm einer mittelalterlichen Festungsanlage. Auf dem Gelände der Burg kann gezeltet werden. Bei zu schlechtem Wetter finden die Workshops und Turniere in einer Turnhalle statt.

Burg Husen
Syburger Dorfstraße 135
Dortmund 44265

Dozenten

Adam ist Historiker spezialisiert auf Mittelalter sowie Neuere und Neuste Geschichte. Im Studium forschte er vor allem zur Sozialgeschichte, also zu rituellem Handeln im Mittelalter, und zur Formierung von zeitgeschichtlichen Fragen und Quellenkritischen Ansätzen an und innerhalb der Wissenschaft Geschichte. Er hatte aber auch Gelegenheit schon im Studium mit Archäologie, Reenactment, Sachgeschichte und HEMA in Berührung zu kommen. Dazu brachte er intensive Erfahrungen aus dem Sportfechten, Iaido und Kendo mit und versuchte das alles immer irgendwie unter einen Hut zu bringen. Heute interessiert ihn vor allem die Herangehensweise an Quellen und die subjektiv gefärbten Schichten ihrer Deutung über die Jahrhunderte. Mit Kaptorga arbeitet er als historischer Berater für Medienproduktionen und Museen und betreibt mit einer regen Community Aufklärung über Geschichtsbilder in Form von Podcasts, Dokumentationen, Kurzfilmen und Social Media Content.

Projektion und Bias – Der moderne Blick auf mittelalterliche Kampfesweisen (Vortrag)

Wie nennen wir eigentlich Beteiligte an Gewalt im mittelalterlichen Kontext? Soldaten? Was impliziert der Begriff und welches komplexe Bild von Organisation, zugrunde liegender Ökonomie und letztendlich gesellschaftlichem Model haben wir vor Augen, wenn wir den Begriff verwenden?

Oder sprechen wir, wie im frühmittelalterlichen Kontext gern getan, von Krieger:innen? Was bedeutet dieser ethnologisch gefärbte Begriff? Wie oft sind Krieger an organisierter Gewalt beteiligt? Welche Ausbildung haben sie? Dürfen sie, um in unseren Augen diesen Titel zu führen, Gewerken nachgehen? – Felder bestellen, oder nur besitzen? Werden sie zu Bauern, wenn sie öfter bei Ernten beteiligt sind als bei Kriegszügen? Warum nennen wir skandinavische Fischer, die zwei Mal im Leben an einer Schlacht beteiligt waren – Wikingerkrieger, aber einen norddeutschen Tuchhändler, der an zwei Belagerungen und zwei Kriegszügen teilgenommen hat, immer noch einen Städter?

Und was passiert, wenn wir die Konflikte selbst betrachten? Den Kampf auf seinen verschiedenen Ebenen vom Feldzug bis zum Duell? Hören da unsere Annahmen und mitgebrachten Begriffe auf?

Geben wir uns den Freuden der Innenschau hin und hinterfragen möglichst viel von dem, was wir, die Forschung und interessierte Laien in die Untersuchung historischer Kampfesweisen tragen, denn nur so erringen wir das Gut, das wir nicht erringen werden – Objektivität.

Fragestellungen und ihre Überprüfung in der Arbeit mit historischen Quellen (Seminar)

Kennt Ihr das: Ihr wollt Euch eine mittelalterliche Quelle vornehmen, ihr habt genau diese ausgewählt, weil Schwerter und Kampf drin vorkommen, es ist nicht viel – aber mehr als in anderen Texten – die Zeilen inspirieren Euch, noch nie hat jemand solche Erkenntnisse zu diesem Text formuliert! Ihr seid da richtig etwas auf der Spur! Also ich bekenne – mir ist das passiert. Aber wie sollen wir jetzt herausfinden, ob wir da richtig etwas auf der Spur sind oder nur einem Brainfart aufsitzen? In der Arbeit mit historischen Texten treffen sich mindestens zwei komplexe Wolken aus Motivationen, kulturellem Hintergrund, Sprachgewohnheiten etc. – nämlich die des Verfassers und die des heutigen Lesers. Um Quellen gerecht zu werden, müssen wir nicht nur die Umstände der Verfassenden, aber mindestens genau so sehr unsere eigenen kennen. Anhand von ausgewählten Texten, gern auch von Texten, die Teilnehmende mitbringen, beschäftigen wir uns mit unseren Erwartungen und erarbeiten Fragestellungen, welche ihre eigene Motivation möglichst transparent machen. Will it kill the fun or double it?

Der Workshop baut auf dem Vortrag zu Projektion und Bias auf.

Kristine lernt HEMA seit 2010. Seit 2011 ist sie in der Turnierszene aktiv und hat seitdem einige Medaillen bei internationalen Turnieren in verschiedenen Waffengattungen errungen. Ihr Fokus verteilt sich auf Schwert & Buckler, Rapier & Dolch, Langschwert und – seit neuestem – Säbel. Ein langer Hintergrund in Ballett und einer Reihe anderer Sportarten informiert ihre Perspektive auf Fußarbeit und Biomechanik und ist für die Frage von Interesse, wie man im Ring agiler sein kann. Kristine ist Schülerin und Instruktorin bei HEMA Riga in Lettland.

Fußarbeit im Langschwert (Workshop)

Drills um euch im Ring behender zu machen. Das meiste hiervon ist auf alle Waffen anwendbar, doch der Fokus wird darauf liegen, wie man sich mit dem Langschwert bewegt. Der Großteil des Seminars kann ohne Ausrüstung gemacht werden. Zum Ende werden mindestens eine Maske und Handschuhe benötigt – volle Ausrüstung, falls ihr die Drills mit höherer Intensität machen wollt.

Vorbereitung von Schnitten mit der falschen Schneide und anderen interessanten Winkeln mit dem Langschwert (Workshop)

Wir schauen uns an, welche Szenarien nach Schnitten mit der falschen Schneide verlangen, als Weg im Sparring mit Mustern zu brechen. Der Fokus wird darauf liegen, wie man unter diesen Umständen die Ausführung vorbereitet. Wir bauen dabei auf dem Seminar zur Fußarbeit vom Samstag auf, da Fußarbeit fundamental dafür ist, diese Muster aufzubrechen.

Viktoria ist Instruktorin in Kopenhagen und hat so ziemlich seit ihrer Kindheit Leute mit Schwertern gepiekst. Ihr Hauptaugenmerk ist der Rapier nach Salvator Fabris und ein wenig Thibault D’Anvers nebenbei, aber sie spielt mit allem herum, was eine Spitze und eine Schneide hat.

"Hips don’t lie" – Wie man Hüften und Schultern für besseres Fechten nutzt (Workshop)

Beschreibung: Dieser Workshop wird eine Reihe an Drills präsentieren, basierend auf mehreren Manuskripten, mit dem Fokus auf die Nutzung eurer Schultern und Hüften für starke und schnelle Aktionen.
In Teil 1 werden wir uns auf die Entwicklung der Hüft- und Schulterbewegung konzentrieren mithilfe von Marcellis stoccata annervata und einiger Stücke von Salvator Fabris.
In Teil 2 wird unser Fokus auf der Nutzung der Füße und des Gewichts für Finten und Einladungen liegen, aus der Bologneser Tradition und von Thibault D’Anvers kommend.

Niveau: Für alle Erfahrungsstufen.
Ausrüstung: Wäre schön, wenn man einen Rapier hat.

Olivers Beginn in den HEMA lässt sich mit dem ersten Blick in Joachim Meyers Fechtbuch 2004 gut bestimmen. Seit dieser Zeit hat er sich mit verschiedensten Waffen und Systemen beschäftigt. Sein Hauptaugenmerk liegt aber ab 2012 in den Fechtsystemen des 19. Jh. Passend dazu ist er seit 2015 Schüler bei Maestro Parodi aus Genua. Dort lernt er die traditionellen Methoden für den kurzen und langen Stock sowie das Messer und waffenlose Anwendungen.

Marcus trainiert seit 2017 bei Mispeldorn – Historische Kampfkünsten in Aachen Hieb- und Stoßfechten nach deutschen und genuesischen Quellen des 19. Jahrhunderts. Die genuesischen Quellen haben dann auch sein Interesse an den traditionellen Kampftechniken der Hafenarbeiter Genuas geweckt, die er seit 2019 mit Oliver trainiert.

Ein Abstecher ins genuesische Messer (Workshop)

In diesem Workshop werden wir uns einen Einblick in eine Methode verschaffen, mit der die Hafenarbeiter in Genua ihr Messer benutzt haben.

Große kunstvolle Bewegungen wie man sie möglicherweise aus dem süditalienischem Raum kennt gibt es nicht. Auch das Messer ist ein alltagstaugliches Messer für den damaligen Handwerker und kein überlanges Klappmesser. Aber genau wie dieses wurde das Coltello Genovese auf traditionelle Weise von Lehrer zu Schüler weitergegeben. Schriftliche Quellen aus dem 19. Jh. existieren genauso wenig wie sie benötig werden um es zu erlernen.

Wie sich vielleicht vermuten lässt, handelt es sich um kein großes und ausgearbeitetes System, sondern um eine Sammlung von Tricks und Kniffen, sowie angewandten Konzepte.

Wer es eher bodenständig und schnörkellos mag, kommt hier voll und ganz auf seine Kosten.

WUUMM, the sound of Bastone Genovese (Workshop)

Ebenfalls eine einfache Methode für den Umgang mit dem gewöhnlichen Stock oder Spazierstock wurde uns über die Hafenarbeiter Genuas erhalten. Man mag den Spazierstock zum reinen Flanieren eher mit dem Gentleman des 19. Jh. in Verbindung bringen, doch war es tatsächlich auch die Waffe, mit der die Fuhrleute im Notfall die Warenladung verteidigen konnten.

Dieser Workshop vermittelt die Grundlagen, um den Stock zum Angriff und zur Verteidigung nutzen zu können. Dem einen oder anderen mögen Parallelen zum zeigenössischen Säbelfechten auffallen, nur um gleich zu bemerken, dass anscheinend weniger Wert auf die Haltung gelegt wird. Ein Aspekt welcher der geringen Trainingszeit – bei schlechtem Wetter im Lagerhaus – geschuldet sein wird. Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen besticht der Stock so wie er gelehrt wird mit seiner Einfachheit gepaart mit kraftvollen Hieben.

Auri Poso begann 2002 mit den historischen europäischen Kampfkünsten unter Guy Windsor und gründete 2021 die Gladiolus School of Arms. Dazwischen gab es mehr Leben, Arbeit und Kinder als HEMA, was Auri eigentlich ganz gesund findet. Als Fioristin und Geschichtsfanatikerin liebt Auri den Forschungsaspekt von HEMA und würde gerne die nächsten 30 Jahre damit verbringen, Fiores Abhandlungen mit einer Lupe in der einen und verschiedenen Waffen in der anderen Hand durchzuarbeiten.

Kampfblumen (Workshop)

Fiore dei Liberi lebte im Norditalien des 14. bis 15. Jhds. und schrieb eine Abhandlung namens „Il Fior die Battaglia“. Das ist so ziemlich alles, was wir sicher über ihn wissen. Die Abhandlung legt ein vollständiges Kampfkunstsystem vor, welches er „Armizare“ nannte: Ringen, Dolch, Schwerter, Speere, Stangenwaffen, gerüstet oder ungerüstet, zu Fuß oder zu Pferde, all das kommt zusammen um eine kohärente Methodik mit einer eingeschränkten Zahl von Kernprinzipien und -techniken zu formen. In diesem Workshop werden wir Fiores eigene Ringen-, Dolch- und Schwertstücke sowie aus ihnen abgeleitete Drills dazu nutzen, eine flüchtige Bekanntschaft zu Fiores System aufzubauen.

Reinis Rinka ist der leitende Instruktor bei HEMA Riga. Im Mai 2024 gewann er Gold im Rapier bei den London HEMA Open und im Juni ebenfalls Gold beim Albion Cup – dem größten und höchstbewerteten Turnier des vereinigten Königreichs. Weltweit liegt er damit aktuell unter den Top 10 der Single Rapier Rangliste (10.06.2024).

Rapier Stücke gegen den Dolch (Workshop)

Beschreibung: Ein Workshop darüber, wie man den Dolch der Gegner:innen besiegt, sowohl defensiv als auch offensiv. Teilnehmer:innen werden auch ermutigt, Rapier-&-Dolch-Techniken zu präsentieren mit denen sie arbeiten möchten, sowohl solche mit denen sie Probleme haben, als auch solche auf die sie besonders stolz sind. Reinis wird ebenfalls ein paar schöne und bewährte Techniken lehren, die ihr eurem Repertoire hinzufügen könnt.

Niveau: Alle Erfahrungsstufen sind willkommen. Ein wenig Erfahrung mit Rapier & Dolch ist empfohlen aber nicht notwendig.
Ausrüstung: Ihr werdet für diesen Workshop einen Rapier und einen Dolch brauchen, sowie Schutzausrüstung.

Lauren ist Trainerin bei der York School of Defence im Vereinigten Königreich. Obwohl sie heutzutage hauptsächlich Langes Messer lehrt, begann ihre Reise in die wunderbare Welt der HEMA vor über zehn Jahren, als sie einen Workshop über Viktorianische Selbstverteidigung besuchte. Und nachdem sie dort herausgefunden hatte, dass sie einen Mann von doppelter Größe sauber über ihre Schulter werfen konnte, einfach indem sie Ratschlägen alter Zeitungsartikel folgte, brannte die Lunte.

Ihr Interesse sowohl an der kulturellen Geschichte dieser Periode als auch den Kampfkünsten der Zeit, führte zu ihrer Entdeckung der Selbstverteidigungsmethoden der Suffragetten in ihrem Kampf für das Frauenwahlrecht. Sie hatte das Privileg dieses faszinierende Thema interessierten Menschen auf Events sowohl im Vereinigten Königreich als auch in Kontinentaleuropa beizubringen und ist hocherfreut zur Tremonia Fechtschule zurückzukehren, welche vor vielen Jahren ihr erstes internationales Event als Trainerin war.

Suffrajitsu Teeparty (Workshop)

Im Vereinigten Königreich des beginnenden 20. Jahrhunderts kämpften Frauen um das Recht, wählen zu dürfen. Dieser Kampf wurde oft auch körperlich, sowohl gegen Polizei als auch wütenden Mobs, die Gewalt gegen die Protestierenden richteten. Um sich vor Verletzungen, Festnahme und Haft zu schützen, lernten sie Jiujitsu. Für die Elitemiglieder der Suffragetten BodyGuard geschah dies in speziellen Dojos, für andere in der Form von Damenteeparties. Heute werden wir einen Blick auf die spaßige Art werfen, wie sie diese wertvolle Selbstverteidigung gelernt haben mögen, indem wir eine Jujutsuparty haben. Es werden Leute herumgeworfen, es wird gehebelt, es wird getanzt und vielleicht gibt es sogar Kuchen.

Ausrüstung:
Wirklich benötigt wird nichts, aber ein Gi oder ein belastbares Oberteil könnten hilfreich sein und ein Tiefschutz ist immer empfehlenswert für die, die ihn anatomisch benötigen.

Programm

17:00
Anmeldung, Lageraufbau
18:15
Begrüßung der Teilnehmer
19:00
Abendessen
20:00
Vortrag
Projektion und Bias – Der moderne Blick auf mittelalterliche Kampfesweisen (Adam Nawrot)
21:00
Lagerfeuer
9:00
Frühstück
10:00
Sammeln, Ankündigungen
10:30
Workshop
Fußarbeit im Langschwert (Kristine Konsmo)
Workshop
"Hips don’t lie" – Wie man Hüften und Schultern für besseres Fechten nutzt (Vicky Chudinov)
Workshop
Ein Abstecher ins genuesische Messer (Oliver Janseps, Marcus Wirth)
Seminar
Fragestellungen und ihre Überprüfung in der Arbeit mit historischen Quellen (Adam Nawrot)
12:30
Mittagessen
14:00
Workshop
Kampfblumen (Auri Poso)
Workshop
Rapier Stücke gegen den Dolch (Reinis Rinka)
Workshop
Suffrajitsu Teeparty (Lauren Ireland)
16:00
Fechtschule (Turnier) mit freier Kunststoffwaffenwahl
Freies Training, Schnitttests
18:00
Großes Grillen
9:00
Frühstück
10:00
Sammeln, Ankündigungen
10:30
Workshop
Vorbereitung von Schnitten mit der falschen Schneide und anderen interessanten Winkeln mit dem Langschwert (Kristine Konsmo)
Workshop
"Hips don’t lie" – Wie man Hüften und Schultern für besseres Fechten nutzt (Vicky Chudinov)
Workshop
WUUMM, the sound of Bastone Genovese (Oliver Janseps, Marcus Wirth)
Seminar
Fragestellungen und ihre Überprüfung in der Arbeit mit historischen Quellen (Adam Nawrot)
12:30
Mittagessen
13:30
Fechtschule (Turnier) mit dem langen Schwert aus Stahl
Freies Training

Stimmen und Meinungen

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