Nicht nur in Asien gibt es eine lange Kampfkunsttradition, sondern auch in Europa finden sich historische Kampfkünste. Mit historisch ist dabei gemeint, dass diese Kampfkünste heute nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form trainiert werden, in den vergangenen Jahrhunderten allerdings eine Daseinsberechtigung und oft hohen Stellenwert hatten. Kampfkünste sind im allgemeinen Bewegungsabläufe, die „künstlich“ erlernt werden, um sie im Ernstfall schnell wieder abrufen zu können. Diese Bewegungen stellen keine natürlichen Bewegungsabläufe dar und sorgen für eine Überlegenheit gegenüber dem Gegner. Dass auch Europa auf eine reiche Tradition von Kampfkünsten zurückblicken kann, zeigen die römischen Gladiatorenkämpfe oder die Ringkunst der alten Griechen. Die älteste Aufzeichnung von Kampfkünsten fand man in Form einer Höhlenmalerei in der libyschen Wüste. Sie stammt aus der Neusteinzeit.
Historisches Fechten
Fechten ist ein sehr alter Begriff und stand einst für den kunstvollen Kampf im Allgemeinen. Erst im Spätmittelalter bezieht sich der Begriff des Fechtens eher auf den bewaffneten Kampf. Das Ringen war aber weiterhin auch beim Kampf mit der Waffe von großer Bedeutung. Generell steckten die Menschen in den vergangenen Jahrhunderten sehr viel Fantasie und Kreativität in die Entwicklung neuer Waffengattungen. Daraufhin versuchte man diese bestmöglich zu nutzen, so dass für fast jede Waffe ein angepasster Fechtstil entwickelt wurde. Im Spätmittelalter führte man dann die gerichtlichen Zweikämpfe ein, wobei das Gottesurteil im Kampf über Recht und Unrecht zweier entscheiden sollte. Dies führte zu dem Beruf des Fechtmeisters, damals Shirmaister genannt. Diese Fechtmeister gründeten Fechtschulen in den Städten oder reisten umher und baten ihre Dienste an. Ende des 15. Jahrhunderts erhielt im deutschsprachigem Raum allerdings die Fechtergilde „Marxbrüder“ ein Monopol auf das Unterrichten des Fechtens. Diese Gilde entstammt vermutlich der „Gesellschaft Liechtenauers“. Etwa hundert Jahre später bekamen sie Konkurrenz durch die „Federfechter“, die vergleichbare Privilegien zugewiesen bekamen. Mit der Erfindung der Schusswaffen verlor das Fechten dann stark an Bedeutung. Es entwickelten sich das Duellfechten und daraus das heutige Sportfechten.
Deutsche Schule
Als Begründer der deutschen Schule gilt der Fechtmeister Johannes Liechtenauer aus dem 14. Jahrhundert. Er hat allerdings die Fechtkunst nicht erfunden, wie er selbst in einer alten Quelle einräumt. Er bereiste ganz Europa um verschiedene Fechtstile zu analysieren und entwickelte daraus einen optimierten, sehr effektiven Fechtstil. Da nahezu alle Quellen zu diesem Fechtstil aus dem deutschsprachigem Raum kommen, wird dieser Stil als deutsche Schule bezeichnet. Das Hauptaugenmerk der deutschen Schule liegt dabei auf dem Kampf mit dem langen Schwert. Aber auch Techniken zu anderen Waffen sind den Quellen zu entnehmen.
Auf dem Bild sieht man eine Zeichnung aus dem Codex 44 A 8 (Peter von Danzig) von 1452. Sie zeigt Meister Liechtenauer mit einer Fechtfeder in der Hand. An der Wand hängen ein langes Messer und ein langes Schwert.